2015 Aleuten (Alaska) mit der Fähre
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Die Fährfahrt durch die Aleuten stand schon lange auf unserer Bucketlist. Nun wollen wir uns endlich unter das bunte Völkchen aus Touristen, Fischern und Inselbewohnern mischen und auf dem Fährschiff "Tustumena" (liebevoll Trusty Tusty genannt) in drei Tagen durch die oft wilden Wellen, vorbei an aktiven Vulkanen des Ring of Fire, bis nach Unalaska schippern. Auf dem gleichen Weg geht es dann zurück bis nach Kodiak Island, wo wir ein paar Tage bleiben wollen.
Bei Alaska Marine Highway buchen wir bereits Anfang des Jahres, um zur Überfahrt auch noch eine Kabine zu ergattern. Ansonsten muss man sich mit einem Schlafplatz im Sonnendeck begnügen oder sein mitgebrachtes Zelt auf der Plattform davor aufstellen.
Unser Startpunkt ist Seattle, von wo es erst einmal drei Wochen durch den Nordwesten der USA und nach Kanada geht, bevor wir wiederum von Seattle aus nach Anchorage, Alaska weiterfliegen.
USA Nordwesten und Kanada
Start in Seattle
Olympic Nationalpark
Kanada: Vancouver Island und Okanagan Lake
Glacier Nationalpark
Cascade Loop
Mount Baker
Mount Rainier Nationalpark
Aleuten, Alaska

Ein neues Kapitel unserer Reise: Alaska. Nach frühem Start zum Flughafen, Check in und Gepäckaufgabe stehen wir hinten an der Riesenschlange bei der Security. Aber wider erwarten zeigen sich die Amis flexibel, wir werden mehr oder weniger einfach durchgeschoben. Der Flug ist pünktlich und wir schauen noch einmal hinunter auf Seattle und auch der Mount Rainier zeigt sich zum Abschied noch einmal in voller Pracht.
Nach viereinhalb Stunden Flug erwartet uns Anchorage mit freundlichem Sonnenwetter. Für das Einchecken im Hotel ist es noch zu früh, so geht es erst einmal zum Einkaufen. Ein neues Zelt muss her. Da es noch für ein paar Tage in den Denali Nationalpark gehen soll, erschien uns das alte doch schon etwas spröde und musste in Seattle bleiben.
Zum Mittagessen gönnen wir uns einen der berühmten Reindeer Dogs und fahren dann zum Hotel. Wir sammeln noch Infos für die nächsten Tage und eine kleine Ruhepause ist nach der kurzen Nacht auch nicht verkehrt.
Wir lassen Anchorage hinter uns und fahren in Richtung Denali Nationalpark. Die Bautrupps nutzen die kurze Sommersaison für Straßenarbeiten. Des Öfteren müssen wir warten bis uns ein Pilotcar durch die Baustelle führt. Am frühen Nachmittag haben wir es geschafft. Unseren Campingplatz haben wir daheim im Dezember schon reserviert und wir müssen nur noch unser Campingpermit am Parkeingang abholen. Etwa 13 Meilen sind es dann noch einmal bis zum Savage River Campground und wir finden ein schönes Plätzchen für unser Zelt. Das Wetter lässt inzwischen leider zu wünschen übrig. Es nieselt schon die ganze Zeit und als wir mit dem Zeltaufbau beginnen, regnet es immer stärker: Bewährungsprobe für das neue Zelt.
In der Nacht hat es noch ab und zu geregnet, aber am Morgen ist es fast trocken und es gibt Campfire Kaffee, Rühreier, Tomate und Brot. So gestärkt geht es zu den Unternehmungen für den heutigen Tag.
Savage River Trail
Ab hier geht es nur noch zu Fuß oder mit einem der Shuttlebusse weiter in den Park hinein.
Beim Visitor Center am Parkeingang buchen wir für den nächsten Tag Plätze für einen Shuttlebus in den Park. Beim Mercantile gibt es alles was der Camper so braucht, einschließlich Duschmarke und Handtuch für die sanitären Anlagen im Nebengebäude. Nach der Dusche schließen wir uns einer Rangerin an. Es geht auf einen Hike zu den Dog Kennels. Der Weg führt drei Meilen meist bergauf durch den Boreal Forest. Nach Sonnenschein beginnt es kurz vor dem Ziel zu regnen und das Regenzeug kommt zum Einsatz.
Denali Dog Kennels
Im Sommer haben die Hunde Urlaub, aber im Winter sind die Ranger mit den Hundeschlitten unterwegs um im Park nach dem Rechten zu sehen.
Der Himmel öffnet endgültig alle Schleusen und der Bus bringt uns zurück zum Parkplatz, von da geht es mit dem Auto zurück zum Campingplatz, wo es ein zünftiges Vesper mit Würstchen und Brot gibt. Der Salat hat den Transport leider nicht überlebt.
Am Abend gibt es auf dem Platz einen Interpretive Talk mit dem Ranger. Heute geht es um die Vögel im Denali. Mit einem Bier und bei recht schönem Wetter ohne Regen beschließen wir den Abend. Der Rucksack für morgen wird noch gepackt und dann überlassen wir das Feld den Moskitos und machen es uns im Zelt bequem.
Shuttlebus-Tour zum Eielson Visitor Center
In der Nacht hat es zwar nicht geregnet, dafür war es schweinekalt. Das Thermometer zeigt 5°C. Wir machen uns abmarschbereit für den Bus, der uns am Haltestellenhäuschen an der Straße zusteigen lässt. Die Brücke am Savage River wird von den Parkrangern kontrolliert, damit nicht doch einer mit dem Auto durchfährt. Danach endet die asphaltierte Straße und es geht weiter über Schotterpiste. Es sind 50 Meilen bis zum Eielson Visitor Center, aber wenn man unterwegs irgendwo aussteigen und wandern möchte, hält der Fahrer gerne an. Wir wollen bis zum Visitor Center durchfahren und dann dort laufen.
Mystische Morgenstimmung
Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite
Bärenwetter zum Genießen
Auch Denali "der Große" schaut aus den Wolken
Beim Eielson Visitor Center angelangt hat sich der Denali schon wieder ganz hinter die Wolken zurückgezogen. Wir wandern durch die fragile Tundra , picknicken und nehmen einen der nächsten Busse zurück zum Campground.
Beim Abendtalk mit Rangerin Doris geht es um Dinosaurierspuren, die man 2005 im Park gefunden hat. Nun ziehen aber dunkle Wolken auf und Minuten später prasselt ein Platzregen aufs Zeltdach und der Donner grollt. Das Zelt hält uns trocken. Sonnenuntergang ist heute gegen 0.30 Uhr und um 4 Uhr und ein bissle geht sie wieder auf. Richtig dunkel wird es sowieso nicht.
Um 6 Uhr ruft das Outhouse und die Nachtruhe ist beendet. Wir sind trocken und ohne zu frieren durch die Nacht gekommen, obwohl das Thermometer wieder nur 5°C zeigt. Die Außentemperatur und eine nasse Picknickbank laden nicht gerade zu einem gemütlichen Frühstück ein. Ein Camperkaffee Marke Starbucks muss aber dann doch sein. Das Zelt wird abgebaut und wir versuchen es einigermaßen trocken einzupacken. Die Campingausrüstung wandert wieder nach unter in den Kofferraum, die Reisetaschen nach oben. Es geht zurück nach Anchorage.
Im Denali Village holen wir im Black Bear Coffeehouse das Frühstück nach: Café Latte mit attraktivem Milchschaummuster, Rührei mit Bacon und ein warmes knackiges! Brötchen.

Bevor wir auf den Parks Highway fahren begegnet uns dann doch noch die Elchkuh mit ihren Zwillingskälbern vor der steckbrieflich beim Mercantile gewarnt wurde. Sie hat wohl schon den ein oder anderen Camper in die Flucht geschlagen. Heute ist sie friedlich und lässt sich beim Grasen nicht stören. Wir beobachten die Familie aus sicherer Entfernung (mindestens 25 Yard haben wir gelernt) und setzen dann vorsichtig unseren Weg fort. Nicht dass sie am Ende doch noch unseren Mietwagen ramponiert.
Zurück in Anchorage haben wir uns in einem Motel am Lake Hood eingemietet. (Der See ist der größte Wasserflugzeughafen der Welt.) Das Motel liegt nicht weit vom Flughafen und die Stadt erreicht man mit dem Mietwagen auch in kurzer Zeit oder man fährt einfach mit dem Bus, die Haltestelle ist praktisch nur über die Straße.
Wir nutzen die Zeit in Anchorage zur Organisation unserer Weiterreise. In der Hotel Laundry wird Wäsche gewaschen und wir buchen einen Flug nach Homer, wo unsere Fährfahrt beginnt. Auf das Schiff geht es nur mit den Wanderrucksäcken. Was nehmen wir mit? Wieviel? Passt alles in den Rucksack? Nach schweißtreibendem ein- und umpacken sind die Rucksäcke letztendlich geschnürt und die Reisetaschen sind fertig für den Gepäckraum im Hotel, wo sie hoffentlich auf unsere Rückkehr warten.
Das Wetter ist inzwischen nicht mehr so berauschend, aber wir haben ja jetzt wieder ein Zimmer mit zwei Betten, vielen Kopfkissen und der Weg zum Klo ist auch nicht so weit, da kann ich mir jetzt noch eine Coke genehmigen!
Countdown zu den Aleuten
Es geht zum Flughafen, wir geben den Mietwagen ab und dann geht es weiter zum Abflugterminal. Nach falschem Anstehen bei Alaska Air werden wir zu RAvn Air verwiesen, natürlich am ganz anderen Ende des Flughafens. Der Flug nach Homer soll etwa eine halbe Stunde dauern und der Flieger startet auch pünktlich. Als wir schon den Homer Spit unter uns sehen verkündet der Pilot, dass er leider umkehren muss, da irgendeine Kontroll-Lampe aufleuchtet und das Problem nur in Anchorage behoben werden kann. So ein Mist! Unsere Fähre wartet nicht. Am Schalter kann man uns erst einmal nicht sagen wann und ob wir wieder zurück nach Homer fliegen können. Wir überlegen, ob wir unseren Flug nach Kodiak umbuchen könnten. Dort müssten wir erst morgen Nachmittag bei der Fähre sein. Am besten wir warten erst einmal ab, um 17.00 Uhr sollen wir weitere Infos bekommen.
Oh Wunder, unser Flug wird wieder aufgerufen. Der Abflug verzögert sich jedoch weiter, bis fast alle Passagiere im Flieger sitzen. Schließlich landen wir sicher in Homer und ein Taxi bringt uns zum Fährterminal am Ende des Homerspits. Das Fährterminal hat schon geöffnet und wir bekommen unsere Bordkarten. Es dauert dann jedoch noch ziemlich lange bis wir gegen 22 Uhr an Bord dürfen. Wir beziehen unsere Kabine mit Stockbett und Waschbecken. Die Gemeinschaftstoiletten und Duschen sind über dem Flur. Sie sind übrigens sehr sauber und werden auch regelmäßig überprüft und gereinigt. Gott sei Dank haben wir noch Bagels und Müsliriegel, auf dem Schiff gibt es heute nix mehr.
Leinen los!!!!
Homer verabschiedet sich mit einem phantastischen Sonnenuntergang
Leichter Seegang hat uns heute Nacht sanft in den Schlaf geschaukelt. Am frühen Morgen ereichen wir Kodiak. Hier haben wir bis heute Nachmittag Aufenthalt. Doch nach dem entbehrungsreichen gestrigen Tag starten wir erst einmal das Frühstück mit Eiern und Speck.
Danach geht es an Land und wir besuchen die alte russisch-orthodoxe Kirche mit den alten Glocken. Eine Einkaufsmöglichkeit, um unseren Proviant aufzustocken finden wir leider nicht. Dafür stoßen wir auf einen alten russischen Friedhof und einen amerikanischen Kriegsfriedhof.
In der Innenstadt decken wir uns dann wenigstens mit Getränken ein und einen Überblick über das Städtchen haben wir für unseren längeren Zwischenstopp auf der Rückreise auf jeden Fall schon einmal. Am frühen Nachmittag kehren wir in der Kodiak Brewery ein und können zwischen zehn verschiedenen Biersorten wählen. Nach einigen Probiergläschen entscheiden wir uns für ein Pint Wingnut dark und ein Snowshoe.
Cheers!
Inzwischen hat es angefangen zu regnen und wir werden immer schneller auf dem Weg zum Schiff. Bei dem Wetter verpassen wir im Hafen nichts und nach dem Bier tut uns ein Mittagschläfchen gut. Heißes Wasser für eine warme Schoggi haben wir auch entdeckt.
Am Abend ziehen ein paar Orcas am Schiff vorbei. Ab und zu paddelt ein Seeotter um das Schiff und die Seeadler sind sowieso überall.
Der Seegang heute Nacht war ganz schön heftig, aber dennoch sind wir so gut in den Schlaf gekommen, dass ich wie festgeklebt in meiner 1. Etage liege und immer wieder wegdöse.
Das Wetter ist für die Aleutenlinie in Ordnung. Es ist frisch und es nieselt. Trotzdem sind wir oft an Deck und schauen uns die vorbeiziehende und manchmal auch schaukelnde Landschaft an. Wir können uns ja anschließend mit heißem Tee wieder aufwärmen.
Kodiak war der größte Ort entlang der Fährlinie. Die weiteren Häfen für die Fähre sind nur kleine Siedlungen mit wenigen Einwohnern. Dennoch haben sie eine lange Geschichte. Schon die Ureinwohner haben vor Jahrhunderten hier gesiedelt. Im 18. Jahrhundert entdeckten vor allem russische Pelzhändler diese Gegend, später wurden die Orte Fischereihäfen. Letztlich spielten sie im WW II eine Rolle als Verteidigungslinie.
Nächster kurzer Halt : Chignik
Heute gibt es zum Frühstück Pancakes mit Maple Sirup und Bacon oder Eier. Die Pfannkuchen sind so dick, dass sie für den ganzen Tag reichen, also eingeboxt.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in King Cove halten wir in Cold Bay. Hier konnten wir uns auf dem Schiff zu einem Ausflug mit den Rangern anmelden. Mit dem Bus geht es zuerst zu den Headquarters und dann weiter die ziemlich einzige Straße entlang zu einem Lookout zwischen Beringsee und Pazifik mit ziemlich wenig Land zwischen den beiden großen Gewässern. Ein Mekka für Zugvögel, die sich hier an Seegras satt fressen können.
Auf der Rückfahrt entdecken wir noch eine ganze Fuchsfamilie, die uns genauso bestaunt wie wir sie.
Es geht zurück auf die Fähre, die zur Weiterfahrt tutet. Das Wetter ist weiterhin trübe, ab und zu tröpfelt es, aber hin und wieder ist auch ein Hauch von Sonne zu sehen. Deshalb entschließen wir uns auch beim nächsten Stopp zu einem Landgang in False Pass.
Wir naschen die ersten Salmonberries der Saison
Am Pier verkaufen Kinder von Mom gemachte Salmonpatties und Fried Bread. Eine willkommene Abwechslung zum Bordessen.
Nach diesem Halt ziehen wir uns in unsere Kabine zurück. Das Wetter wird zwar zunehmend besser, aber außer Wasser gibt es nichts zu sehen. Kurz vor dem Schlafengehen ziehen dann doch noch Berge an unserem Kabinenfenster vorbei. Das lockt uns noch einmal an Deck. Der Himmel ist jetzt fast wolkenlos und wir sehen ein paar Vulkane des "Ring of Fire". Ein Vulkan scheint noch aktiv zu sein, wir sehen Rauchwolken aufsteigen. Immer wieder tun sich neue Bilder auf und als Zugabe bekommen wir noch einmal einen spektakulären Sonnenuntergang geboten. Fast alle anderen Passagiere haben dieses Schauspiel allerdings verschlafen.
Unalaska
Heute Nacht gab es wieder ziemlich starken Seegang und so starten wir nach dem Anlegen in Dutch Harbor, dem Hafenbereich der City of Unalaska, im Seemannsgang von Bord und suchen Bobby, die wir für heute als Führerin gebucht haben.
Dutch Harbor und Unalaska sind durch die South Channel Bridge miteinander verbunden. In den 1960er Jahren begannen die Fischer hier mit dem Fang von Königskrabben und Seelachs und deren Verarbeitung. So stieg der Ort zu einem der wichtigsten Fischereihäfen der USA auf. Wöchentlich kommen mehrere Containerschiffe an, die zu einem kleinen Teil Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs hierher bringen, aber größtenteils laden sie riesige Kühlcontainer auf und verfrachten sie nach Asien und in die Lower 48. Aus den Fischresten wird in den Fabriken Surimi hergestellt, das dann in Asien in schöne Form gebracht und verkauft wird. Guten Appetit!
Bei Fisch und Fischfabriken siedeln sich Weißkopfseeadler an. So ist es nicht verwunderlich, dass man hier praktisch überall auf Adler trifft. Auf den Aleuten gibt es keinen großen Baumbestand, so nisten die Vögel auf kleinen Anhöhen im Gras.
Bobby erzählt über die Geschichte der Aleuten und ihre Bedeutung während des 2. Weltkrieges. Um sich vor den Japanern zu schützen, wurden Truppen stationiert. Nach einem Angriff der Japaner wurden die Einwohner evakuiert. Bunker und kleine Betonunterschlupfe, sogenannte Pillboxes und auch das ein oder andere Gebäude sind noch bauliche Überreste dieser Epoche. Die Amis haben sowieso ein Faible für ihre Kriege und deshalb besuchen wir auch gleich noch das War-Museum.
Das Wahrzeichen Unalaskas ist die russisch-orthodoxe Kirche "Holy Ascension of Christ" aus dem Jahre 1896. Hier findet man seltene Ikonen und Bilder. Einige konnten schon restauriert werden, andere haben durch Feuchtigkeit gelitten und warten noch auf die notwendigen Mittel zur Restaurierung.
Holy Acension of Christ
Am Memorialplace wird gleich mehrerer gedacht: Fischern, die die See geholt hat, den Coastguards und natürlich den Kriegen. Ein weiteres Denkmal gilt den vertriebenen Aleut People.
Auch auf den Aleuten blüht es im kurzen Sommer.
"It's greening up" heißt es hier, wenn sich das neue Grün im Frühling langsam die Hügel hinauf zieht.
Nachdem wir bei Safeway noch rasch etwas Proviant für die Rückfahrt gekauft haben, geht es zurück zum Schiff. Inzwischen haben wir strahlend blauen Himmel und wir genießen die Sonne an Deck bei kaltem Ginger Ale und Käsecrackern. Die neuen Bordcamper treffen ein und pitchen ihr Zelt an Deck auf.
Leinen los und abgelegt! Die Tusty ist wieder auf dem Rückweg.
Kurz vor neun Uhr erreichen wir Akutat. Das ganze kleine Dorf wartet auf das Eintreffen der Fähre um Verwandte oder bestellte Pakete abzuholen und in irgendwelchen Fahrzeugen nach Hause zu transportieren.
Das schöne Wetter begleitet uns auch weiterhin. Selbst in dem neulich so trüben Cold Bay ist es heute heller. Um die Mittagszeit erreichen wir King's Cove und am Abend Sand Point. Für Landgänge bleibt nicht viel Zeit , die Fähre hält nur zum Ein- und Ausladen. Uns bleiben dennoch immer wieder wechselnde Ausblicke auf faszinierende und unberührte Landschaften und ein weiterer schöner Sonnenuntergang.
Der nächste Tag ist erst einmal reiner Seetag. Kein Stück Land in Sicht. Zeit zum Ausschlafen und Lesen. Die Rucksäcke werden abreisefertig gepackt und ein Mittagsschläfchen ist auch noch drin. Morgen früh um drei Uhr müssen wir in Kodiak aussteigen, da kann ein kleiner Vorrat an Schlaf nicht schaden.
Am Abend erreichen wir aber zunächst noch Old Harbor. Der Schriftzug in Hollywood-Manier ist weithin sichtbar. Der kleine Ort ist wunderschön in einer Bucht gelegen und bei der Einfahrt werden wir von blasenden Buckelwalen begleitet. Die Kinder des Ortes sind ganz aufgeregt, dass wieder einmal die Fähre bei ihnen anlegt.
Die kleine russisch-orthodoxe Kirche liegt direkt am Ende des Piers und der Priester unterbricht für die Besucher extra seine Malerarbeiten an der Kirche um uns herumzuführen.
Kodiak
Blick vom Channel View B&B
Pünktlich um drei Uhr morgens endet dann unser Trip auf der Tustumena und wir gehen mit Sack und Pack von Bord. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg zu unserem B&B "Channel View". Auf halbem Wege begegnet uns unser Host Ron, der es nicht hat nehmen lassen, uns zu so früher Stunde abzuholen. Wir ziehen in den schönen Seaglas Room und dürfen noch etwas Schlaf nachholen.
Nach einem Powernap lernen wir bei einer Tasse Kaffee auch Mary kennen. Unsere Hosts sind sehr um uns bemüht. Es gibt jede Menge Tipps und Anregungen für die nächsten Tage. Mary gelingt es sogar uns für heute einen der raren Mietwagen zu organisieren. Das Auto können wir nur bis morgen behalten. Wir decken uns schnell noch mit Proviant für ein Picknick ein, dann erforschen wir das Straßensystem Kodiaks, das mangels Masse sehr übersichtlich ist.
Von den teils sehr holprigen Straßen hat man immer wieder tolle Aussichten auf die Bays und Zugang zu den Stränden. Wir beobachten Fischer, die ihre Netze ganz nah am Strand auslegen. Am Chiniak Creek springen die Lachse in rauen Mengen flussaufwärts zu ihren Laichplätzen. Kein Wunder, dass viele Angler an den Ufern stehen und reiche Beute machen.
Nach einem tollen Frühstück am liebevoll gedeckten Tisch starten wir in den neuen Tag. Zuerst müssen wir unser Auto abgeben. Ron will uns dann wieder am Flughafen abholen. Bis er eintrifft haben wir Zeit um bei Andrew Air unseren Bearviewing Flug für den nächsten Nachmittag zu buchen und auch für einen Kaffee im kleinen Coffeeshop reicht die Zeit noch.
Zurück in der Innenstadt besichtigen wir die Kirche. Da heute ein Kreuzfahrtschiff eingelaufen ist, kann man sie heute auch von innen besichtigen.
Inzwischen ist schon wieder Lunchtime und ein Klo wäre auch nicht schlecht. Wir finden ein nettes Cafè, das von einer Gemeinschaft der russisch-orthodoxen Kirche geführt wird. Außer Essen und Trinken kann man hier auch Ikonen, Bücher und Rosenkränze kaufen. Wir bekommen unsere leckeren Sandwiches und treffen auf Mitreisende von der Fähre. Uncle John spendiert uns noch eine Runde Kaffee, Scones und Baclava zum Probieren.
Wir streifen noch ein bisschen durch Kodiak und beschließen unsere Erkundungen mit einem Bier in der urigen Brauerei, die wir auf der Hinreise schon getestet haben..
Kirche und Monk Rock Café (das gibt es inzwischen leider nicht mehr)
Im B&B begrüßt uns Ron und meint es sei doch schon nach fünf und man könne doch ein Bierchen trinken und Weißwein für die Frauen. So kommt eines zum anderen. Ron und Mary servieren frischen Lachskaviar mit Crackern. Gigantisch! Die Männer reden vom Fischräuchern und schwupps! sind wir auch noch zum Dinner eingeladen. Es wird Ivory Salmon, ein weißfleischiger Lachs, geräuchert, dazu gibt es Kartoffelsalat und Grünkohl.
Vielen Dank für das wundervolle Dinner!!!
Heute ist Bärentag! Am Vormittag haben wir noch Zeit für einen kurzen Hike zum Pillar Mountain. Der Weg führt querfeldein steil hinauf mit tollen Aussichten auf das Meer, die vorgelagerten Inselchen und den Ort. In der Ferne sieht man die Three Sisters Mountains. Am Gipfel angelangt ist es sehr windig, klar dass an dieser Stelle Windräder aufgestellt sind.
Über die Straße geht es dann später wieder langsam bergab. Wir finden sogar noch einen kleinen Trail durch den Wald, der etwas schattiger und wohl auch etwas kürzer ist. Das Schweißtreibenste ist dann aber die Strecke durch den Ort. Sie Sonne lacht vom Himmel. Das ist ein gutes Vorzeichen für unseren Ausflug am Nachmittag zu den großen Kodiakbären.
Am Nachmittag werden wir bei Andrew Air begrüßt. Zuerst gehen alle zusammen auf die Waage, dann bekommt jeder ein Paar Hipboots verpasst, damit wir auch trockenen Fußes durch das Wasser kommen. Kurz darauf sitzen wir schon mit zwei Mitreisenden, einem Guide und natürlich mit dem Piloten im Flieger und es geht los.
Wir landen vor dem Strand und müssen deshalb mit unseren langen Gummistiefeln an Land waten. Durch Gebüsch und unebenes matschiges Gelände gelangen wir zu einer weiten, grasbewachsenen Ebene.
Schon allein der Anblick dieser Landschaft mit hohen Schneebergen und Gletschern ist den Trip wert.
Die Bären lassen aber auch nicht lange auf sich warten. In der Ferne erspähen wir schon den ersten Bären. Wir nähern uns vorsichtig, doch er lässt sich beim Fressen überhaupt nicht stören. Unsere Wanderung geht weiter und immer wieder treffen wir auf Bären, auch eine Bärenmutter mit zwei großen Cubs lässt sich blicken. Ein vorwitziges Stachelschwein hat sich zwischen die Bären gemischt. Das alles unter blitzblauem Himmel vor großartiger Berg- und Gletscherkulisse. Die Kameras laufen heiß.
So vergeht die Zeit in Wineseile und wir müssen uns auf den Rückweg zum Flieger machen. Nach einer Erfrischung und einem Snack geht es wieder in die Luft. Weil heute mein Geburtstag ist bekommen wir zum krönenden Abschluss noch einen Rundflug über die Gletscher inclusive Turbulenzen, die uns kräftig durchschütteln.
Am nächsten Morgen schickt die Sonne ihre Strahlen durch unser Fenster und weckt uns. Scheint wieder ein super Tag zu werden. Unsere Hosts haben sich mit dem Frühstück wieder einmal selber übertroffen und es ist eigentlich wieder Nahrung für den ganzen Tag. Heute Mittag dürfen wir mit unseren Gastgebern zum Fischen. Unsere geplante Hafenrundfahrt mit Captain Jim haben wir auf morgen verschoben.
Kurz nach 11 Uhr geht es los. Angeln, Gummistiefel, Picknick und alles was man sonst noch so braucht wandern in den Kofferraum und wir düsen los in die Anton Larson Bay. Am Dock wird ausgeladen und gleich darauf trifft auch schon Marys Bruder Bruce mit dem Boot ein. Alles einladen und wir nehmen Kurs auf eine vorgelagerte Insel. Hier wohnt Bruce mit seiner Frau Midge. Wir erkunden den Besitz mit Wohn- und Gästehaus. Im Garten und in Gewächshäusern wird alles angepflanzt was man zum Leben braucht. Es gibt ein kleines Sägewerk, Solarpanels und ein kleines Windrad. Hinter dem Haus wird gerade Lachs eingedost. Ein kleiner Felsenkeller hält Beerenwein und Kartoffeln im Vorrat. Der Besitz liegt sehr idyllisch mit toller Aussicht, am liebsten würde man gleich einziehen.
Wir verbringen den Nachmittag auf dem Meer. Die Angeln werden ausgeworfen und schon bald haben die ersten Fische angebissen. Am Strand werden dann Bratwürste über dem Lagerfeuer gegrillt, zum Dessert werden Marshmallows in die Glut gehalten. Danach sitzen oder liegen wir faul in der Sonne und genießen einen perfekten Sommersonnentag.
Orcas kommen einfach mal so vorbeigeschwommen
Die Rückfahrt wird dann recht rau durch die aufkommende Flut. Eine Basecap muss vor dem über Bord gehen gerettet werden und ab und zu schwappt Wasser ins Boot, das hin und her hüpft. Erst in Strandnähe wird es ruhiger. Midge wird auf ihrer Heimatinsel abgesetzt und kurz darauf sind auch wir am Ausgangsdock angelangt.
Nachdem das Salzwasser abgeduscht ist gibt es unserem Zimmer noch einen kleinen Snack. Morgen müssen wir unsere Rucksäcke wieder reisefertig packen, am Abend geht es zurück auf die Fähre.
Heute müssen wir dieses schöne Fleckchen Erde, in das wir uns auf den ersten Blick verliebt haben, wieder verlassen. Am Vormittag gehen wir mit Captain Jim auf Hafenrundfahrt. Leider ist der Himmel heute grau und das Wildlife macht sich rar. Außer den unvermeidlichen Möwen und ein paar Austerfischern ist erst einmal nichts zu sehen. So freuen wir uns daran durch die kleinen Inselchen des Kanals zu tuckern. Auch auf die Harbourseals und die Sealions kann Jim immer zählen, die liegen immer irgendwo herum.
Ein paar Häuser weiter steht das kleine russisch-orthodoxe Seminar. Was für ein Zufall. Auch hier streicht der Priester seine Kirche, aber er eilt schnell herbei und öffnet uns das kleine Kirchlein, eine Replike aus dem 18. Jahrhundert.
Zum Abschluss geht es noch einmal in die Brauerei. Das Schöne ist, dass man sich zu seinem Bier das eigene Essen mitbringen kann und so packen wir Käse- und Salamireste und Tomätchen aus.
Kurz nach acht Uhr kommt die Fähre an und es wird erst einmal ausgeladen. Das dauert seine Zeit, da die Fahrzeuge einzeln hochgehievt werden müssen. Am Ende dürfen dann die wartenden Fahrzeuge und die Passagiere an Bord. Ron kommt pünktlich mit unserem Gepäck und wir beziehen noch einmal eine Kabine für die Nacht.
Homer
Pünktlich um 9 Uhr landen wir in Homer. Wir haben also den ganzen Tag um Homer zu erkunden.
Homer liegt an der Kachemak Bay und ist ein wilder Mix aus Bergen, Fjorden, Gletschern und Stränden. Die Landzunge Homer Spit streckt sich weit in die Kachemak Bay. In Old Town Homer findet man das Visitor Center, Cafés, B&Bs und kleine Läden. Der Homer Spit ist gespickt mit Souvenirläden, Restaurants und Touranbietern zum Fischen oder zum Bearviewing.
Wir übernachten im Fisherman Resort, das einem Fischverarbeitungsbetrieb angeschlossen ist. Wir haben ein Riesenzimmer mit Kitchenette, trotzdem ist es keine so gute Wahl. Besonders sauber ist es nicht, im Kühlschrank finden wir noch Essensreste und in der Dusche eine alte Zahnbürste. Außerdem ist es durch die Fischverarbeitung ziemlich laut. Darum also die bereit gelegten Ohrenstöpsel für die Nacht.
Am nächsten Morgen checken wir aus und gehen die Meile zum Flughafen zu Fuß. Im Miniterminal gibt es nur Ravn Air (keine Gefahr falsch anzustehen). Wir schicken zuerst die schweren Rucksäcke auf die Reise zum Verladen. Wir fliegen von Gate 1, mehr gibt es auch nicht. Das Flugzeug ist miniklein, es passen nur etwa 20 Personen hinein. Der freundliche Flugbegleiter, der uns begrüßt und einweist, entpuppt sich dann als Copilot. Flugbegleiter gibt es nur aus der Konserve vom Band. Nach 30 Minuten Flugzeit landen wir in Anchorage. Die zurückgelassenen Reisetaschen werden ausgelöst und wir beziehen noch einmal ein Hotelzimmer, um unser Gepäck zu ordnen und auch noch einmal Wäsche zu waschen, besonders die Kleider vom Fischen stinken erbärmlich. Dann ist Alaska für dieses Jahr wieder einmal eine schöne Geschichte.

Zum Abschluss gönnen wir uns noch ein paar Tage in Kanada.
Banff und Jasper Nationalpark
Calgary
Nach so viel Fisch in Alaska zum Abschluss ein saftiges Surf'n Turf
Am nächsten Tag geht es ab nach Hause.