Für ein Projekt haben wir zwei Jahre in Südkorea gelebt und neben der Arbeit genügend Zeit und Möglichkeiten gehabt, um dieses Land als Bewohner kennenzulernen.
Die ersten 7-8 Monate waren wir in Seoul und danach sind wir für die Realisierungsphase in die Nähe von Busan gezogen.
Über mehrere Hundert Jahre war Südkorea entweder von den Chinesen besetzt oder von den Japanern. Heute ist es ein modernes Land, in welchem die Traditionen, die sich eng an die chinesischen oder japanischen Traditionen anlehnen, trotzdem noch tief verwurzelt sind. Das ist kein Gegensatz, sondern wird als Ergänzung gesehen und erlebt. Alt und neu werden bedingungslos kombiniert.
Berge und Hügel werden als Sitz der Götter angesehen und sind deshalb vor Bebauung geschützt. Das führt dazu, dass der Talkessel von Seoul immer weiter verdichtet wird. Es leben rund 10 Millionen Leute auf engstem Raum. Das ist mit ein Grund, warum man auf der Straße permanent und hemmungslos gerempelt wird. Es ist einfach kaum Platz. In den Bahnhöfen der U-Bahn gibt es Personal, welches die Passagiere in die U-Bahn drückt, damit die Türen schließen können. Wenn man schon meint, dass die U-Bahn voll ist, werden auf diese Weise noch einmal 10-20% mehr Passagiere "hineingeschoben".
Kimchi ist in Südkorea allgegenwärtig.
Jede Familie hat ihr Familienrezept, wie der fermentierte Kohl gewürzt und eingelegt wird.
Die Herstellung ähnelt sehr unserem Sauerkraut, ist aber mit Chilli recht scharf gewürzt. Kimchi wird überall dazu gegessen. Nicht nur zu den koreanischen Gerichten, aber auch zu den vom Westen übernommenen. Kimchi ist in der Pizza, in der Schokolade und sogar in Pralinen.
An die traditionelle koreanische Küche haben wir uns die ganzen zwei Jahre nicht richtig gewöhnen können. Zwischendurch findet man schon etwas Leckeres, aber auf die Dauer war es uns dann doch zu eintönig. Grillen auf dem Tischgrill ist weit verbreitet. Da Fleisch jedoch sehr teuer ist, sind die Fleischstücke auf dem Grill, im Vergleich zu Europa, eher winzig.
Auf den Märkten, wie zum Beispiel dem Namdaemun Markt, kann man die volle Vielfalt der Angebote entdecken und so einiges Streetfood wird dort direkt verspeist.
Im Alltag haben längst die modernen Zeiten ihren Einzug gehalten. Das tradionelle Leben kann man fast nur noch im National Folk Village sehen. Ähnlich wie bei den alten Römern, wurden die Hütten schon früher zentral beheizt.
Zur Information und Unterhaltung der Besucher werden dort auch Tänze, Akrobatik und Musikvorführungen gezeigt.
Solche Vorführungen und Festumzüge finden auch an den Feiertagen mitten in Seoul statt.
Man sollte unbedingt einmal eine traditionelle Oper besucht haben. Diese richtet sich noch heute nach der chinesischen Tradition aus. Instrumente und Melodien sind für westliche Ohren ungewöhnlich, dafür werden für die ausländischen Besucher die Handlung und gesungenen Texte in Chinesischer, Japanischer und Englischer Sprache auf einem Display angezeigt.
Mitten in Seoul liegt der Gyeongbokung Palast. Ursprünglich wurde er 1395 erbaut aber im Laufe der Geschichte immer wieder zerstört und wieder aufgebaut. Seit 1990 wird der Palast nun wesentlich restauriert. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Wir waren öfter dort, weil man sich während eines Besuchs einfach viele Dinge nicht ansehen kann.
Eine der berühmtesten Urlaubsregionen ist die Insel Jeju im Süden der Halbinsel. Dort lebt man vom Tourismus, vom Fischfang oder von den Teeplantagen. Viele Koreaner heiraten dort. Schließlich ist Jeju die Insel der "Verliebten".
Immer wieder trifft man auf luftgetrockneten Fisch aber auch auf Chilli und Knoblauch, die an der frischen Seeluft getrocknet werden.
Der Tee und die daraus erzeugten Produkte, wie z.B. das Grüntee-Eis waren köstlich. Sollte man unbedingt probieren.
In Südkorea ist das Christentum, nach dem Atheismus, die häufigste Religion. Gleich danach, auf Rang 3, ist der Buddhismus. Die Buddhisten sind allerdings die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft. Die uralten Riten der koreanischen Kultur sind aber trotzdem immer noch allgegenwärtig und deshalb wird bei wichtigen Angelegenheiten ein Schamane hinzugezogen.
Wir haben den Haedong Yongkung Tempel besucht und Einiges über den koreanischen Buddhismus gelernt.
Aus diesem Grund haben wir gleich 3 Buddha-Statuen erstanden, welche bis heute unser Haus und die Familie erfolgreich beschützen. Das funktioniert aber nur, wenn ein zugelassener Mönch in einer überlieferten Zeremonie den Statuen die Augen öffnet.